Nach diesen Details setzte sich Sebastian Schlegel, Technischer
Berater für Verbindungstechnik in Waldbrunn, in seinem Referat
zunächst mit dem Werkstoff Kunststoff auseinander und lieferte
darauf aufbauend Empfehlungen für dessen Verarbeitung und Montage.
Schlegel hob hervor, dass aufgrund der besonderen
Materialeigenschaften immer ein ganzheitlicher Blick auf das
jeweilige Werkstück notwendig sei und das sichere Verbinden von
Kunststoffen ein solides Grundverständnis aller am Prozess
beteiligten Schritte voraussetze. „Ein erfolgreiches Bauteil
entsteht aus dem richtigen Zusammenspiel von durchdachter
Konstruktion, sorgfältiger Werkstoffauswahl und geeignetem
Herstellverfahren“, erläuterte Schlegel, der auch Repräsentant der
Conti Fasteners AG ist. „Daher steht die Verbindungstechnik von
Kunststoffen in enger Beziehung zur gesamten Produktentwicklung.
Alle notwendigen Prozessschritte müssen bereits in der
Entwurfsphase auf die Werkstoffeigenschaften, die Formgebung und
die Montage abgestimmt werden.“ Da es bei
Kunststoffdirektverschraubungen in der Regel keine Standardlösung
gebe, sei es zudem besonders wichtig, interne oder externe Experten
rechtzeitig ins Boot zu holen. Besonderes Augenmerk, so Schlegel,
müsse auf der werkstoffgerechten Konstruktion liegen, um
gleichbleibende Schraubergebnisse an allen Domen des Formteils zu
gewährleisten. Arbeite man beispielsweise mit faserverstärkten
Kunststoffen, müsse der Konstrukteur sicherstellen, dass die Fasern
beim Spritzgussprozess optimal verteilt werden und auch in den
Tuben enthalten sind. Dies lasse sich durch eine Materialverteilung
über mehrere Anspritzpunkte statt eines einzelnen realisieren.
Ferner müsse bei der Montage von Kunststoffbauteilen berücksichtigt
werden, dass sich die Materialeigenschaften in Abhängigkeit von der
Luftfeuchtigkeit sowie alterungsbedingt verändern können. „In der
Praxis wird häufig ein günstigerer Werkstoff ausgewählt als der,
für den das Werkzeug ausgelegt ist“, benannte Schlegel ein weiteres
Problem und betonte, dass sich die Werkzeugauswahl unbedingt nach
dem Material richten sollte. Ferner sollte der Monteur über ein
solides Verständnis der Schraubtechnik verfügen und die Werkzeuge
beherrschen. Eventueller Schulungsbedarf müsse erkannt werden. „Bei
der Direktverschraubung werden die thermischen Eigenschaften
thermoplastischer Kunststoffe genutzt, um das Muttergewinde
spannungsarm und rissfrei auszuformen“, erklärte Schlegel. „Von der
Handverschraubung ist hier abzuraten, weil diese nicht
kontinuierlich und mit viel zu niedriger Drehzahl erfolgt.“ Je nach
Schraubfallklasse und Anzugform müsse das Werkzeug zudem in der
Lage sein, Kontroll- und/oder Steuergrößen direkt oder indirekt zu
messen. „Je höher die Schraubfallklasse und der
Automatisierungsgrad, desto höher sind auch die Anforderungen an
das eingesetzte Werkzeug und die Dokumentationsfähigkeit“, fasste
Schlegel zusammen. Infolge der niedrigen Festigkeit und der
Temperaturempfindlichkeit vieler Kunststoffe spiele die
Abschaltgenauigkeit und die Größe des gewählten Werkzeuges
zusätzlich eine große Rolle.