Drehen wir die Frage um. Wo liegt denn eigentlich die maximal
benötigte Übertragungsrate eines Bussystems? Ziehen wir dazu ganz
konkret eine Anwendung in Form einer typischen Musterapplikation
heran, bei der der Momentenregelkreis von 100 Servoachsen über den
Bus geschlossen werden soll. Bei einer Stromregelung mit
16-kHz-Intervall, ergibt sich eine Zykluszeit von 62,5 μs. Bei
einer zyklischen Datenmenge von 32 Byte Ein- und Ausgangsdaten
(Rotorlage, Strommessung, IGBT-Ansteuerung), ergibt sich pro
Antrieb eine zyklische Datenmenge von 4 Mbit/s bei 100 Antrieben
also 400 Mbit/s. Als Synchronisationsanforderung nehmen wir einen
Jitter von ±1μs und als zusätzliche Anforderung einen zyklischen
Datenquerverkehr, um gekoppelte Funktionen zwischen allen
Busteilnehmern realisieren zu können. Diese extremen Anforderungen,
gelöst mit einer zentralen Steuerungsarchitektur, lassen sich mit
dem nahen 1-GBit- Powerlink sehr gut umsetzen. Vor dem Hintergrund,
dass es sich bei Powerlink um ein komplett offenes,
Software-basiertes System handelt, ist lediglich die
Hardwareplattform mit Standardbausteinen auszutauschen. Aber
verlassen wir ein Stück weit die Geschwindigkeitsdiskussion und
werfen stattdessen einen Blick in die Praxis. Antriebshersteller
bauen in der Regel eben nicht auf eine zentrale Architektur,
sondern auf dezentrale Strukturen. Das hat zur Folge, dass nur bei
einem zentralen Ansatz, auf dem sogar die Stromregler auf einen
zentralen PC gerechnet werden, diese Übertragungsleistungen
überhaupt gebraucht werden. Soviel zu den maximalen Anforderungen.
Wenn Sie zum Beispiel größere Datenmengen zyklisch übertragen
müssen, stellen Sie beim Vergleich zwischen den
Echtzeit-Ethernet-Varianten plötzlich fest, dass zum Beispiel
Powerlink in der 100- Mbit-Variante doppelt so schnell ist wie
seine Wettbewerber. Seien wir also ganz ehrlich, die
Geschwindigkeitsdiskussion ist wirklich out. Gehen Sie einfach
davon aus, dass sich die meisten Applikationen im Maschinen- und
Anlagenbau sowie der Prozessindustrie mit praktisch allen Varianten
der Ethernet-Echtzeit-Fraktionen lösen lassen. Die Frage ist, wie
offen, wie sicher, wie komplex, wie verfügbar, und von wem der
jeweilige Protagonist beherrscht ist. Alle diese Punkte sprechen
für Powerlink.